Die Rheinschlucht
Die Rheinschlucht, rätoromanisch Ruinaulta, wie die Schlucht zwischen Ilanz und Reichenau auch genannt wird, ist eine einmalige Landschaft im Kanton Graubünden. Hier ereignete sich vor circa 10.000 Jahren der größte Bergsturz der Alpen. Die Entstehung der Rheinschlucht beginnt mit dem Flimser Bergsturz vor 10.000 Jahren, als oberhalb von Flims, zwischen Flimserstein und Piz Grisch, über zehntausend Millionen Kubikmeter Fels abbrach.
Dabei stürzten die gewaltigen Gesteinsmassen über 1000 Meter in die Tiefe und begruben das Vorderrheintal, zwischen den heutigen Ortschaften Castrich und Reichenau, auf einer über 50 Quadratkilometer großen Fläche und einer hunderten Meter dicken Schuttmasse.
Aus diesem Grund konnte der Vorderrhein nicht mehr in Bodenseerichtung abfließen. Ein See wurde aufgestaut in der Nähe beim heutigen Dorf Schluein. Dieser See, der Ilanzer See, war etwa 25 Kilometer lang und blieb fast 1000 Jahre bestehen. Über eine lange Zeit schnitt sich der Fluss immer tiefer in die Bergsturzmassen ein. Der Ilanzer See konnte nun abfließen und die Rheinschlucht begann sich zu formen.
Die Rheinschlucht gehört zu den vielfältigsten Landschaften der Alpen. Eine wildromantische Schlucht mit bis zu 350 Meter hohen weisen Steilwänden, weiten Wäldern und stillen Seen. In der 14 Kilometer langen Schlucht windet sich der Vorderrhein, der dem Tomasee am Oberalpass, offizielle Rheinquelle, entstammt. Von der Quelle bis zur Mündung in die Nordsee bei Rotterdam legt der Rhein eine Strecke von 1320 Kilometer zurück. Der Hinterrhein entspringt am Rheinwaldhorn in der Nähe des San Bernadino Passes. Beide fliesen bei Reichenau am Ausgang der Rheinschlucht zusammen.
Auf den gewaltigen Schuttmassen des Flimser Bergsturzes entstanden zwei herrliche Badeseen, der Crestasee und der Caumasee . Die Zu- und Abläufe der Seen sind unsichtbar und bis heute noch zum großen Teil unbekannt.
Die Wanderung beginnt in Valendas am Uferweg der Rheinschlucht entlang zur Versamstation. Nach überqueren der Bahngleise wandert man Richtung Flims durch ein wunderschönes Tal bis zu einer Eisenbahnbrücke. Diese überquert man und wandert steil bergauf und wird am Ende mit einem atemberaubenden Tiefblick ins Rheintal belohnt.
Durch Wald wandert man in Richtung Trin Mulin bis zu einer Abzweigung nach Conn. Ein Wegweiser leitet zur Aussichtsplattform hinauf mit Tischen und Rastbänken, von der man einen wunderschönen Blick in die Rheinschlucht hat. Der circa eine halbe Stunde entfernte Caumasee lädt zum Baden in einer wunderschönen Kulisse ein. Wer sich diesem Vergnügen nicht hingeben möchte, folgt dem Weg oberhalb des Sees durch schattige Wälder zurück nach Flims-Waldhaus.
Das Matterhorn – Die Pyramide Gottes
Das Matterhorn liegt genau auf der schweizerischen-italienischen Grenze, im Herzen der Walliser Alpen. Über keinen Berg der Welt wurde mehr publiziert, kaum einer wurde mehr fotografiert und nur wenige sind bekannter als das Matterhorn – die Pyramide Gottes, wie er auch genannt wird. Es überrascht nicht, dass diese markante Felspyramide auf dem Wunschzettel vieler Alpinisten steht.
Auf der Normalroute machen sich in der Hauptsaison Tag für Tag weit über 100 Bergsteiger auf zum Gipfel. Lange Warteschlangen und Steinschlag nehmen sie in Kauf, denn nur wenige Alpinisten haben Platz auf dem schmalen Gipfelgrat. Der Fels ist für seine Brüchigkeit bekannt und die Route für unkundige schwer ausfindig zu machen. Der Aufstieg von der Hörnli-Hütte dauert circa 4 bis 6 Stunden, der Abstieg 3 Stunden. Wer zuerst aufbricht, braucht an den Schlüsselstellen nicht zu warten und ist weniger dem Steinschlag ausgesetzt.
Das Matterhorn ist die Lebensgrundlage von zwei Bergsteiger-Orten: von Zermatt auf der Schweizer und Cervinia auf der italienischen Seite. Vier Wände und Grate des Matterhorns münden in einem horizontalen Gipfelgrat mit dem italienischen und schweizerischen Gipfel.
Über 30 mehr oder weniger anspruchsvolle Routen mit verschiedenen Varianten überziehen das Matterhorn. Neue anspruchsvolle Unternehmungen sind am Matterhorn aufgrund seiner Brüchigkeit und der damit verbundenen Steinschlaggefahr kaum durchführbar. Viele Bergsteiger haben an diesem Berg ihr Leben gelassen, trotzdem hat er für viele Alpinisten bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt.
Der Ansturm auf den Berg der Berge
Im Museum in Zermatt wird ein Stück Hanfseil wie eine heilige Reliquie auf rotem Samt in einer gläsernen Vitrine aufbewahrt und zur Schau gestellt. Das Hanfseil lässt die Katastrophe die am 14. Juli 1865 ihren Lauf nahm noch erahnen. An dieser Stelle riss das Seil und drei britische Bergsteiger stürzten mit dem französischen Bergführer Michel Croz beim Abstieg vom Matterhorn in den Tod. Am oberen Ende des Seils stand der Zermatter Bergführer Peter Taugwalder mit seinem Sohn und dem Engländer Edward Whymper, auf einer eisfreien Stelle, unter einem Überhang des 4478 Meter hohen Matterhorns. Dieser historische Tag und der Triumph über die Erstbesteigung wurden vom Tod dieser Männer überschattet.
Die Katastrophe am Matterhorn markiert aber auch einen historischen Einschnitt in die Alpingeschichte. Im ausgehenden 18. Jahrhundert überwand der Mensch seine archaischen Ängste vor dem Hochgebirge und der Drang die Natur zu erobern wurde immer stärker. Bereits 1786 bestiegen zwei Männer, ein Kristallsucher Namens Jacques Balmat und ein Arzt Gabriel Paccard den höchsten Berg der Alpen – den 4808 Meter hohen Mont Blanc.
Im Jahr 1804 bestieg Josef Pichler, ein Gamsjäger im Auftrag von Erzherzog Johann, den 3905m hohen Ortler im Süden Tirols und 53 Jahre später gründeten englische Bergpioniere den ersten Bergsteigerverein der Welt – den Alpine Club. Bis auf das Matterhorn waren bis dahin alle Viertausender der Alpen bestiegen worden. Erst als Edward Whymper am 14. Juli 1865 auf dem Gipfel des Matterhorns Stand waren alle 4000er der Alpen bezwungen.
Über die Tragödie am Matterhorn sprach damals ganz Europa und eine Wiener Zeitung beschuldigte Edaward Whymper, das Seil absichtlich durchgeschnitten zu haben, um sein eigenes Leben zu retten. Eine amtliche Untersuchungskommission stellte den Fall ohne Ergebnisse ein. Bis heute ist der Fall nicht eindeutig geklärt, warum der Bergführer Peter Taugwalder ein dünneres Seil zur Absicherung benutzte. Der Zermatter Hotelier, Alexander Seiler, sammelte die Überreste der Katastrophe und stellte sie in seinem Hotel “Monte Rosa” aus. Mit der Besteigung des Matterhorns katapultierte sich Zermatt vom kleinen Bergbauerndorf zu einem internationalen Ort für Bergsteiger und gut betuchter Gäste.
Das Matterhorn hat bis heute nichts von seiner magischen Anziehungskraft verloren. Seit 1865, laut Statistik, haben über 500 Menschen ihr Leben am Matterhorn gelassen, und jedes Jahr kommen weitere hinzu. Trotz alldem ist für viele Alpinisten das Matterhorn der Prestige-Berg schlechthin bis heute geblieben.
Via Spluga – Auf alten Säumerwegen von Thusis nach Chiavenna
Die via Spluga ist ein 65 km langer kulturhistorischer Wanderweg, der von Thusis in Graubünden ins italienische Chiavenna führt. Man wandert auf den Spuren einer 2000 Jahre alten Geschichte der Säumerwege zwischen Rätoromanen, Walsern und Lombarden. Die via Spluga ist die kürzeste Route über die Alpen und wurde bereits von den Römern ausgebaut und benutzt. Die Wanderung führt durch herrliche Wälder der Hinterrheintäler, durch atemberaubende Schluchten, über Bergwiesen und Alpweiden des Splügenpasses, hinunter in die mediterrane Landschaft des Valchiavenna unweit des Comer Sees.
Die erste Etappe führt von Thusis über die Viamala-Schlucht nach Zillis über das “Verlorene Loch”, einer gefährdeten Schlüsselstelle der Kommerzialstrasse von 1823, die im kleinen Ort Rongellen endet. Der kleine Ort besitzt romanische Wurzeln und wurde bereits im 14. Jahrhundert von Walsern besiedelt. Von Rongellen aus überquert man den Hinterrhein und erreicht den Nesselboden. Ein ausgesetzter Weg führt von dort in den imposanten Teil der Viamala, mit ihrer über 70 Meter tiefen und teilweise nur 3 Meter breiten Klamm.
Über 321 Treppenstufen steigt man hinunter in die Schlucht, die zum ersten Mal im Jahr 1219 urkundlich erwähnt wurde. Hier hat sich der Hinterrhein über Jahrmillionen in den harten Fels gefressen und ein einzigartiges Naturdenkmal erschaffen. Für viele berühmte Landschaftsmaler des 18. und 19. Jahrhunderts galt die Viamala-Schlucht als der malerischste Ort in den Alpen.
In Zillis steht die berühmte Kirche St. Martin, die im Jahr 831 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das romanische Holzdeckengemälde aus dem 12. Jahrhundert der Kirche ist weltweit einzigartig. Es besteht aus 153 quadratisch bemalten Bildtafeln, 48 Randbildern und 105 Innenfelder, die zwischen 1109 und 1114 entstanden sind. Am südlichen Ende des kleinen Dorfes Zillis entdeckte man 1990 eine Höhle, einen spätrömischen Kultplatz, in der man zahlreiche Keramikfragmente, einige hundert Münzen, Bergkristalle und Kultgefäße fand. Dabei handelt es sich um ein Heiligtum des orientalischen Sonnengottes Mithra. Der heldenhafte, kämpferische Gott Mithra war Schutzpatron der römischen Legionäre die ihn über halb Europa verbreiteten.
Die zweite Etappe führt von Zillis nach Andeer einem kleinen Kurort im Schamsertal (Val Schons), im Hinterrheintal, dass bekannt ist für seine Heilquellen und die wildromantische Roflaschlucht. Hier stürzt sich der Rhein, umgeben von steilen Felswänden, über eine Stufe tosend hinunter und bietet den Touristen ein einzigartiges Naturspektakel. Bekannt wurde Andeer vor allem wegen seines grünen Granits. Der Erzbau war für mehr als 300 Jahre die wichtigste Einnahmequelle für die Schamser Dörfer.
Der einzigartige grüne Granit erhält seine Farbe durch ein Mineral Namens “Fengit”, einem Eisenoxyd, das nur in einem begrenzten Temperatur-Druckbereich entstehen kann. Zu bewundern sind auch die zwei gepflasterten Hauptstraßen des Dorfes die “Veia Granda und die “Veia Printga”. An diesen Straßen führten einst Fahrgleise, die mit Steinplatten belegt waren, vorbei. An ihnen standen stattliche Häuser des Dorfes, die teilweise geprägt waren vom Einfluss italienischer Baukunst.
Die dritte Etappe führt von Andeer nach Splügen im Rheinwald. Man verlässt Andeer und wandert in südlicher Richtung vorbei an den Steinbrüchen zu den bewaldeten Hügeln von Arsiert. Vorbei an prähistorischen Schalensteinen, Überresten der Burganlage Bärenburg, die erstmals 1257 erwähnt wurde, zum nächsten Ziel der Roflaschlucht. Die Roflaschlucht wurde im Gegensatz zur Viamala zur damaligen Zeit nicht begangen. Zur Römerzeit wurde diese über eine Passage am Südhang umgangen. Der Grundstein für den Zugang zum Schluchtinneren wurde im Jahr 1915, durch Christian Pitschen-Melchior gelegt, der aus Amerika zurück in seine Heimat kehrte.
Mit einem Handbohrer und fast 5000 Sprengungen hat er einen Fußweg und eine einzigartige Felsgalerie geschaffen, die erst die Begehung zum Schluchtinneren ermöglichte. Bekannt wurde die Roflaschlucht durch ein Bilderbuch von Margret Rettich unter dem Titel: “Die Geschichte vom Wasserfall”, wo sie vom Christian Pitschen-Melchior berichtet, wie er nach Amerika auswanderte und wieder in die Rofla zurückkehrte, wo er sein Glück fand, als er es bereits verloren glaubte. Weiter geht es zur Festung Crestawald, die im 2. Weltkrieg ein Artilleriewerk der Schweizer Armee in Graubünden war. Bei Sufers wandert man zur Grueniwiese, wo einer der wichtigsten prähistorischen Funde gemacht wurde. Weiter geht es zur Burg Splügen, die von den Freiherren von Vaz im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Nach kurzer Zeit kommt man in Splügen an, das wie damals vom Transitverkehr stark geprägt ist.
Die vierte Etappe führt von Splügen über den Splügenpass durch die Cardinello-Schlucht nach Isola, von der Nordseite auf die Südseite der Alpen und ist die längste und anstrengendste Etappe der via Spluga. Jahrhundertlang wurde der Splügenpass von Säumern, Kutschen und Fuhrwerken überquert. Von Splügen wandert man auf Saumwegen hinauf auf den 2113m hohen Splügenpass, mit einer herrlichen Aussicht auf Monte Spluga und den gleichnamigen See.
Von Monte Spluga führt der Weg durch die kühne Cardinello-Schlucht, die zu damaligen Zeit die gefährlichste Wegstrecke war. Von hier wandert man am Fluss Liro und alten Walserdörfern vorbei nach Isola. Die Cardinello-Schlucht war bei Durchreisenden wie bei den Säumern gleichermaßen gefürchtet, ließen hier doch sehr viele ihr Leben. Ob auch Goethe von der Cardinello beeindruckt war, als er sie im Jahr 1788 von Chiavenna kommend durchquerte, wissen wir nicht. Isola bildet heute gemeinsam mit den Orten Montespluga, Pianazzo und Madesimo die Gemeinde Madesimo, die noch bis in das Jahr 1983 als Isolato bekannt war.
Die fünfte und letzte Etappe führt von Isola am Liro entlang über Campodolcino, Vho und Gallivaggio nach Chiavenna.
Capanna Cadlimo
Die 7-Seen-Wanderung zwischen Piora und dem Val Cadlimo gehört zu den eindrucksvollsten und schönsten im Tessin. Die Seen vermitteln unterschiedliche Stimmungen und gegensätzliche Eindrücke. Jeder See spiegelt eine andere Farbe, der eine ein Tintenblau, der andere ein zartes Grün oder ein tiefes Blau.
Auch die Lage der Cadlimo Hütte ist wohl einzigartig, liegt sie doch genau auf der Kontinentalwasserscheide zwischen dem Mittelmeer und der Nordsee – bei klarem Wetter reicht die Sicht bis ins Wallis und in die Südalpen. Die Hütte ist von den Tälern Cadlimo, Piora und Canaria umgeben. Das gesamte Gebiet ist sehr wasserreich und man findet eine Vielzahl an großen und kleinen Bergseen mit unterschiedlichen Farbnuancen. Man erreicht diese einzigartig gelegene Hütte aus verschiedenen Richtungen: von Piora, Piotta, Lukmanierpass, Airolo, St. Gotthard, Andermatt, Oberalppass und Sedrun aus.
Einst war die Capanna Cadlimo eine schmucklose, alte Baracke und wurde 1916 vom Schweizer Alpin Club Uto erbaut. Die herrliche Seenplatte mit bis zu 20 Seen, über 40 Teichen und bis zu 60 Wasserläufen lockte Jahr für Jahr immer mehr Wanderer und Tagesgäste an. Die Hütte war irgendwann diesem Ansturm nicht mehr gewachsen, es gab zu wenig Schlaf- und Sitzplätze. 2003 war es endlich so weit, die neue Hütte wurde gleich neben der alten eingeweiht und bietet den Gästen mehr Platz und dem Hüttenwart einen moderneren Arbeitsplatz.
Von Altanca führt ein schmaler Pfad zum Ritom-Stausee auf 1851 Meter. Diesen kann man auch mit der steilsten Standseilbahn der Welt, fast 88 % Steigung, von Piotta aus erreichen oder über ein kleinen Fahrweg, der kurz vor der Staumauer endet. Das Wasser strömt vom Stausee durch zwei große Röhren zum Tal, diese werden später noch einmal zweigeteilt und das Wasser aus jeder der vier riesigen Röhren treibt jeweils eine Turbine und einen Generator an. Eine technische Meisterleistung der Schweizer Ingenieurkunst.
Wir wandern weiter zur Alpe Tom, die von begrünten Berghängen umgeben ist, und erreichen später die Laghetti di Taneda. Die Stimmung ist gut und mit jedem Meter steigt das Glücksgefühl. Der Weg hat nur einen Haken – er ist leider kein Geheimnis mehr und zieht jeden Tag viele Wanderer an.
Wir steigen weiter aufwärts zwischen der Punta Negra und dem Pizzo Taneda zum Lago Scuro auf 2451 m. Die Natur um uns herum begeistert und fesselt uns. Die Landschaft fasziniert durch ihre Weite, ihre Seen und lädt ein zum Innehalten, Verweilen, Betrachten und zum Verstehen. Den Zauber dieser Landschaft kann man weder verstehen noch ergründen, man kann sich ihm nur hingeben.
Nach einer ausgedehnten Rast steigen wir unter einem blauen, aber zum Teil wolkenverhangenen Himmel zum Lago di Dentro auf 2506 m. Hier halten wir noch einmal an und genießen das herrliche Panorama, bevor wir uns der Capanna Cadlimo nähern.
Am Nachmittag schlägt das Wetter um, mal grüßt die Sonne durch eine dichte Wolkenformation, darauf folgen wieder Regen- und Graubelschauer. Am Morgen, als wir unsere Köpfe durch das Fenster steckten, war der ganze Himmel bedeckt mit tiefhängenden Regenwolken. Also nahmen wir Abschied von dieser schönen, einsamen Alpenwelt und machten uns auf den Rückweg nach Altanca.
Capanna Cristallina
Durch das wunderschöne Val Bedretto im Norden des Tessins, dessen oberer Ausläufer das Val Leventina ist, im Norden vom Gotthard-Massiv und im Süden vom Cristallina-Massiv begrenzt wird, erreicht man einer der schönsten und modernsten Hütten der Schweiz, die Capanna Cristallina. Diese Tour gehört zu den schönsten im Tessin.
Von All` Aqua aus erreicht man in kürzester Zeit den kleinen Ort Ossasco, dem Ausgangspunkt zur Capanna Cristallina. Endlich heißt es raus aus der Zivilisation und Schritt für Schritt hinein in die Natur.
Der Morgen lädt unter einem königsblauen Himmel dazu ein, zur Alpe di Cristallina hinaufzuwandern, mit jedem Schritt wächst der Genuss. Von hier windet sich der Weg gleichbleibend steil hinauf zu den Überresten der Alten Hütte. Diese wurde durch eine Lawine zerstört und hatte ihren Standort im Val Torta, den verlegte man im Jahr 2003 auf den aussichtsreichen Passo di Cristallina. Die moderne Hütte, die eher wie eine überdimensionierte Zigarrenschachtel anmutet, fügt sich mit ihrer Architektur harmonisch in die karge und raue Landschaft ein.
Nach ca. 4 Stunden ist die Hütte erreicht und Vis à Vis grüßt der Basodino. Auf der Terrasse kann man es sich gemütlich machen, sich mit kulinarischen Köstlichkeiten der Region verwöhnen lassen und die faszinierende Bergwelt um sich herum genießen. Dann folgt der Gipfelsturm auf dem Pizzo Cristallina, der mit einem atemberaubenden Panorama verzaubert. Am Nachmittag geht es schließlich hinunter zur Capanna Basodino, die man auch mit der Luftseilbahn von San Carlo-Rubiei erreichen kann und von der man einen majestätischen Blick auf den Basodino hat. Die Hütte dient auch für Überquerungswanderungen vom Maggiatal ins Bredettotal und ins Formazzatal und ist ein idealer Stützpunkt für Gipfel- und Wandertouren.
Val de Travers
Das wunderschöne “Val de Travers” wurde durch die Jahrtausende wirkende Kräfte des Wassers geschaffen. Es hat bis heute nichts von seinem Reiz, wie es einst der Philosoph Jean-Jacques Rousseau beschrieben hat, verloren. Hier erholte er sich drei Jahre lang, nach dem er Paris verlassen musste, beim Studium der Natur und entdeckte seine große Leidenschaft und Liebe zur Botanik.
Das Tal erstreckt sich vom Neuenburgersee durch das Jura bis hin zur Grenze Frankreichs. Neben der eindrucksvollen Felsarena “Creux du Van” gehört auch die “Areuse-Schlucht” zu den ganz besonderen Höhepunkten des Val de Travers. Die Landschaft ist geprägt vom schroffen Kalk, dichten Tannenwäldern, Höhlen, Schluchten, Naturreservaten und einer Vielzahl an Wandermöglichkeiten. Aber vor allem ist das Val de Travers für seinen Absinth – auch “Grüne Fee” bekannt.
Crux du Van
Im Kanton Neuenburg im Val de Travers liegt eine natürliche Felsarena riesigen Ausmaßes. 160 Meter hohe steilabfallende Felswände umschließen hufeisenförmig eine 4 Kilometer langen und 1 Kilometer breiten Talkessel. Die riesige, aus Jurakalk bestehende Felsarena gehört zu den beliebtesten und bekanntesten Wanderzielen des Schweizer Jura. Erst mit der Entstehung der Alpen wurden auch die Juraschichten aufgefaltet.
Durch tektonische Verschiebungen geriet der weichere Kalk zwischen die aus härterem Kalk bestehenden Gesteinsschichten und dann an die Oberfläche. Gletscher, die sich während der Eiszeit im Creux du Van bildeten, verstärkten die Erosion und schliffen die weicheren Gesteine aus dem Kalkgestein ab, dadurch entstand eine eindrucksvolle Felsarena – die Creux du Van.
Die Tour beginnt am Bahnhof in Noiraigue, das urkundlich zum ersten mal 998 als “Nigra Aqua” (Schwarzes Wasser) erwähnt wurde. Nach Überqueren der L`Areuse erreicht man in knapp einer Stunde den Weiler Les Oeuillons. Über zahlreiche Kehren windet sich der Weg hinauf zum “Le Dos d Àne”, Eselsrücken.
Von hier führt der Weg im sicheren Abstand an der Abbruchkante des Kraters hinauf zum Gipfel des Soliat. Nach einer kurzen Einkehr in der Ferme du Soliat folgt man dem südlichen Grat zur Abzweigung Noiraigue. Von hier erfolgt der Abstieg in den Krater und man erreicht nach einer Stunde die Ferme Robert und nach einer weiteren halben Stunde den Ausgangspunkt der Tour.
Areuse-Schlucht – Von Feen verzaubert
Tosend fließt das kleine Flüsschen Areuse von Noiraigue nach Boudry durch eine enge, romantische Schlucht. Wie von Feen verzaubert wirkt sie mit ihren malerischen Brücken, Treppen, Stegen, dunkelgrünen moosbesetzten Felsen und Steinen und dem diffusen Licht, das die Schlucht geheimnisvoll durchflutet.
Die Tour beginnt in Boudry, einer Gemeinde südwestlich von Neuchàtel, am Bahnhof. Von hier folgt man dem Hinweisschild “Georges de l`Areuse”. Auf der rechten Seite der Areuse wandert man talaufwärts am Cafe du Pont vorbei und erreicht nach einer halben Stunde den Pont des Clèss und nach einer weiteren Viertelstunde den Pont de Vert.
Von hier folgt man ein kurzes Stück der Straße um vor dem Kraftwerk wieder die Flussseite zu wechseln. Über eine Brücke quert man abermals die Areuse und erreicht den Pont de la Verrière. Von hier führt der Weg entlang künstlich angelegter Wasserfälle zum Restaurant “De la Truite”, dass für seine Forellen weithin bekannt ist. Von hier erreicht man in einer halben Stunde den Saut du Broc, das eigentliche Ende der Areuse-Schlucht. Von hier führt der Weg teilweise an Bahngleisen entlang zum Bahnhof von Noiraigue.