Die Gefahr seekrank zu werden, ist auf kleinen Booten deutlich größer als auf einem riesigen Kreuzfahrtschiff, aber natürlich lässt sich schwerer Seegang auch durch Größe und Technik nicht ganz verhindern. Wer anfällig für diese Form der Reisekrankheit ist, muss aber nicht gleich komplett auf eine Seereise verzichten, denn dem Konflikt der Sinneseindrücke ist niemand völlig ausgeliefert. Dazu sollte man verstehen, wodurch die Symptome ausgelöst werden, denn schon vor dem Auftreten von Kopfschmerzen und Übelkeit lassen sich wirkungsvolle Gegenmaßnahmen ergreifen.
Wie entsteht Seekrankheit?
Die Seekrankheit ist eine Form der Kinetose (Reisekrankheit). Das Gleichgewichtsorgan spielt dabei eine große Rolle. Es nimmt mit seinen Haarzellen nicht nur vertikale und horizontale Beschleunigungen wahr, sondern auch Drehbewegungen. Auf festem Boden passen die Eindrücke mit der optischen Wahrnehmung über die Augen zusammen und die Informationen sind stimmig für das menschliche Gehirn.
Auf See erscheinen Boden, Planken oder die Innenwände als gerade, doch durch Schaukelbewegungen des Schiffs erhält das Gehirn widersprüchliche Signale, die es nicht richtig verarbeiten kann. Müdigkeit und Schwindel sind oft die ersten Folgen und später treten verstärktes Schwitzen, Kopfschmerzen und Übelkeit auf. Wer die ersten Anzeichen bereits von langen Autofahrten oder anderen Seereisen kennt und trotzdem gern auf große Fahrt gehen möchte, kann allein durch die Wahl von Schiff, Reiseregion und Kabine dazu beitragen, das Risiko deutlich zu minimieren.
Route, Schiff und Kabine richtig wählen
Alle gängigen Kreuzfahrtschiffe sind groß genug und technisch mit Stabilisatoren so ausgerüstet, dass normaler Seegang an Bord nicht zu spüren ist. Kabinen in der Mitte des Schiffs im unteren Drittel der Decks sind ideal, weil sich das Schiff an seinem Mittelpunkt noch weniger bewegt.
Der Blick hinaus aufs Meer von einer Balkonkabine aus, hilft vielen Betroffenen ebenfalls sehr. Die Reiseroute hat großen Einfluss auf das Risiko seekrank zu werden. Wer im Winter den Atlantik überquert, muss mit hohem Seegang rechnen, während eine Fahrt im Mittelmeer im Frühsommer ruhiges Wasser verspricht.
Den Magen nicht belasten
Leichte Kost entlastet den Körper
Die Seekrankheit hängt zwar nicht direkt mit einem Magenproblem zusammen, aber deftige, große Mahlzeiten können Übelkeit fördern. Stress und Alkohol fordern den Körper ebenfalls unnötig, wenn die Gefahr besteht, seekrank zu werden. Eine leichte Ernährung mit Reis und Kartoffeln unterstützt den Körper, denn sie lässt den Histaminspiegel nicht so stark ansteigen wie beispielsweise Schinken, Meeresfrüchte oder Salami.
Wissenschaftlich ist noch nicht genau geklärt, wie das Histamin mit der Seekrankheit zusammenhängt, aber man weiß bisher, dass die Seekrankheit einen deutlichen Anstieg des Histaminspiegels mit sich bringt.
Was hilft gegen Seekrankheit?
Schon bei den ersten Anzeichen, also bei Müdigkeit und leichtem Unwohlsein, kann jeder aktiv gegen diese Symptome vorgehen. Der Gang auf Deck und zur Reeling ist eine erste Gegenmaßnahme. Beim Blick auf den Horizont kann das Gehirn die widersprüchlichen Informationen wieder in Einklang bringen und oft verschwinden die Symptome damit schnell. Hilft der Blick hinaus aufs Wasser nicht, kann Schlaf zur Entspannung beitragen.
Möglichst flach liegen, die Augen schließen und sich bewusst entspannen unterstützt das Gleichgewichtsorgan bei der Umstellung. Schlaf ist ideal, denn der Gleichgewichtssinn geht dabei in eine Art Ruhemodus und die meisten Betroffenen fühlen sich dann beim Aufwachen bedeutend wohler.
Sanfte Medikamente gegen die Seekrankheit
Sind die ersten Symptome (vermehrtes Gähnen, leichtes Unwohlsein) der Seekrankheit bereits aufgetreten, können homöopathische Mittel noch gut Schlimmeres vermeiden. Ingwer beispielsweise wird seit Jahrhunderten von Seeleuten gekaut, um leichte Übelkeit und Schwindel zu lindern. Inzwischen gibt es Ingwer auch als Kapsel.
Auch das Kauen von grünen Äpfeln kann gegen die ersten Anzeichen von Seekrankheit helfen. In der Apotheke werden zusätzlich verschiedene Globuli angeboten. Im Rahmen einer persönlichen Beratung lässt sich hier eine ideale Mischung zusammenstellen.
Akupressur-Armbänder sind ein vergleichsweise neues Mittel gegen Seekrankheit. Die elastischen Bänder werden an beiden Armen so angelegt, dass ein integrierter Kunststoffknopf auf den Akupressur-Punkt am Handgelenk drückt. Bereits viele Reisende schwören auf diese sanfte Behandlungsmethode.
Pflaster, Kaumgummi & Co.
Von einem wirksamem Pflaster gegen Seekrankheit liest man immer wieder. Richtig angewendet, kann der Wirkstoff Scopoderm zuverlässig und schnell sogar gegen schwere Übelkeit wirken. Allerdings sollte das Pflaster auf keinen Fall mit anderen Medikamenten kombiniert werden und ein Blick in die Liste der möglichen Nebenwirkungen ist ebenfalls sinnvoll. Auch die Kaugummis gegen Seekrankheit sollten nicht ohne vorherige Absprache mit dem Arzt genommen werden, denn die Intensität der Symptome, das Alter des Patienten und die individuelle Veranlagung können die Wirkung beeinflussen.
Der Bordarzt hilft in schlimmen Fällen
Verschreibungsfreie Medikamente gegen die Seekrankheit erhält man auf vielen Schiffen an der Rezeption. Wer bereits richtig mit den Symptomen zu kämpfen hat, sollte aber den Bordarzt aufsuchen. Mit einer Auslandskrankenversicherung, die auch für Kreuzfahrten gilt, werden die Kosten für die Behandlung erstattet. Selbst bei richtig starken Symptomen kann der Arzt mit Zäpfchen oder einer Spitze schnell für eine anhaltende Besserung sorgen und damit für eine beschwerdefreie Zeit während der Reise.