Die Geschichte des Wanderns
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Wanderurlaub

Die Geschichte des Wanderns

Wandern – das klingt immer noch etwas altmodisch, nach bunt karierten Hemden und Knickerbocker. Dabei zählt Wandern seit den letzten Jahren zu den Trendsportarten schlechthin. Immer mehr Menschen zieht es am Wochenende oder im Urlaub hinaus in die Natur. Vor allem sind es jüngere Wanderer, die es ins Gebirge zieht. Sie wollen die Natur erleben und unzugängliche Landschaften erkunden, die man mit herkömmlichen Verkehrsmitteln nicht erreichen kann.

Zu allen Zeiten war der Mensch zu Fuß unterwegs, um zu jagen, um Weidegründe für das Vieh zu finden, um Waren zu transportieren oder Kriege zu führen. Aus Spaß an der Freude wanderte allerdings keiner, es war eher ein Mittel zum Zweck. Ein Pferd oder einen Wagen als Transportmittel konnte sich zur damaligen Zeit kaum jemand leisten, es gehörte einfach zum harten Arbeitsalltag des Menschen alles zu Fuß zu erledigen.

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Das änderte sich erst Mitte des 19. Jahrhunderts durch ein neues Transportmittel – die Eisenbahn. Die erste Eisenbahnlinie verkehrte 1827 zwischen Saint-Etienne und Andrèzieux in Frankreich. Um das Jahr 1850 wurde das weltweite Eisenbahnnetzwerk um 38.000 Kilometer und 50 Jahre später auf 800.000 Kilometer erweitert. Die Eisenbahn ermöglichte nun auch größeren Teilen der Bevölkerung, sich schneller von einem Ort zum anderen zu bewegen. Damit ebnete die Eisenbahn den Weg für das Wandern als bewusstes Freizeit- und Naturerlebnis.

Im Jahre 1869 wurde der älteste Wanderverein der Welt, der Deutsche Alpenverein, gegründet. Mit dem damaligen Ziel, die Alpen durch den Bau von Wegen und Hütten touristisch zu erschließen. So richtig beliebt wurde das Wandern erst einige Jahrzehnte später.

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Die frühe Aufbruchsphase stand ganz im Zeichen des damaligen Schülers und späteren Studenten Hermann Hoffmanns. Seine Wanderlust wurde durch ein Schulerlebnis 1890 in Magdeburg ausgelöst. Die Klasse befasste sich mit einem Lesestück „Hoch auf das Wandern“, das spornte ihn und einige seiner Mitschüler an.

Daraufhin wanderte er mit seinem jüngeren Bruder und einigen Klassenkameraden zum Magdeburger Tor hinaus und wanderte auf Tagesetappen von bis zu 40 Kilometer quer durch den Harz. Nach dem Abitur immatrikulierte sich Hoffmann in Berlin für Rechtswissenschaften und Philologie. Sein späterer Schüler Karl Fischer war von seinen Wanderaktivitäten so begeistert, dass er beschloss, eine Wanderorganisation für Jugendliche zu gründen.

Im November 1901 war es endlich so weit. Im Steglitzer Rathaus kam es zur Gründung der Wandervogel-Vereinsgründung: Der Ausschuss für Schülerfahrten e.V. Der Wandervogel war geboren.

Wandern war nicht nur in Mode gekommen sondern es wurde auch zur damaligen Zeit zu einem Politikum. Die Wandervogelvereinigung war zugleich auch eine Protestbewegung von Schülern und Jugendlichen gegen die konservative und strenge wilhelminische Gesellschaft.  Um 1907 wurden die ersten Wandervereine- und Gruppen für Mädchen gegründet. Ein wahrer Wanderboom wurde ausgelöst.

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Wandern kommt wieder in Mode!

Fast 40 Millionen Menschen gehen in Deutschland, laut einer Umfrage, wieder gerne zum Wandern. Neben dem gesundheitlichen Nutzen steht vor allem auch ein spiritueller Aspekt im Vordergrund. Wir leben in einer modernen, hochtechnisierten Zivilisation, die uns ein gewisses Maß an Sicherheit und hohem Lebensstandard bietet. Wir verfügen dank des Computers, wie Umberto Eco in seinem Buch „Die Kunst des Bücherliebens“ schreibt, über ein immenses gesellschaftliches Gedächtnis. Über Wissensdatenbanken erhalten wir Zugriff zu jedem beliebigen Thema und was es zu diesem zu wissen gibt. In unserer modernen Gesellschaft findet die zwischenmenschliche Kommunikation in einem hohen Maße nur noch über das Handy, Skype, WhatsApp und soziale Netzwerke statt.

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Der Mensch entfremdet sich immer mehr von sich selbst und der Natur und lässt sich zunehmend von äußeren als von inneren Strebungen lenken. Das führt zur psychischen Überlastung, Unterforderung des Körpers und zu fehlenden zwischenmenschlichen Kontakten.

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Immer mehr Menschen verbringen deshalb ihre Freizeit am Wochenende und im Urlaub in der freien Natur. Beim Wandern durch schöne Landschaften wird die Zeit entschleunigt, der Mensch lernt wieder zu genießen, er entspannt und findet so zu seinem körperlichen und seelischen Gleichgewicht wieder zurück oder wie es der schottische-amerikanische Universalgelehrte  und „Wildnisprophet“ Jon Muir  ausdrückte:

„Tausende von erschöpften, zivilisationsmüden Menschen beginnen zu entdecken, dass der Gang in die Berge einer Heimkehr gleicht. Sie begreifen, dass die wilde Natur lebensnotwendig ist und dass Naturparks und Reservate nicht nur Schlagholz und Wasser zum Bewässern liefern, sondern wahre Quellen des Lebens sind.“

Beim Wandern erfahren wir eine innere Zufriedenheit, Freude, menschliche Nähe und für kurze Zeit ein Stück unbeschwertes Leben in einer beschleunigten, hektischen Zeit.

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