Der Spreewald ist eine Auenlandschaft in Brandenburg, etwa 80 Kilometer südlich von Berlin. Als Erholungsregion besitzt er mittlerweile eine lange Tradition. Auch überregional ist der Spreewald mittlerweile als Urlaubsziel beliebt, daher besitzt er auch eine starke Ausrichtung auf den Tourismus. Das Markenzeichen des Spreewaldes sind seine weitverzweigten Fluss- und Kanalsysteme, die wie der Name der Region schon andeutet, hier einen Ableger der Spree bilden.
Die naturräumlichen Besonderheiten des Spreewaldes
Der Spreewald wird vor allem durch seinen hohen Grundwasserstand gekennzeichnet. Dies führt dazu, dass Wasser hier scheinbar im Überfluss vorhanden ist und der Auencharakter der Landschaft an vielen Stellen fließend in Moorflächen übergeht. Entstanden ist der heutige Spreewald in der Eiszeit.
Nach dem Abschmelzen der Gletscher während des Übergangs zur aktuellen Warmzeit bildeten sich in der äußerst flachen Landschaft, die durch das Vorschieben der Gletscher aus dem Norden geschaffen worden war, an vielen Stellen Ablaufrinnen des Schmelzwassers, die sich mit der Zeit zur Flussläufen auswuchsen. In der Region entwickelte sich schließlich die Spree zum größten, das Schmelzwasser zusammenfassenden Flusslauf. Aufgrund des geringen Gefällelages der Landschaft begann die Spree im Laufe der Jahrhunderte stark zu mäandrieren, wodurch sich das charakteristische Erscheinungsbild der Spreewaldregion mit ihren vielen kleinen Nebenflüssen herausbildete.
Geschichte der menschlichen Besiedlung des Spreewaldes
Erste menschliche Siedlungen gab es im Spreewald bereits in der Steinzeit. Die heutige kulturelle Prägung erhielt die Landschaft jedoch erst seit dem 6. Jahrhundert. Zu dieser Zeit kam es zur Völkerwanderung und zahlreiche slawische Stämme verließen ihre ursprüngliche Heimat in Osteuropa, um nach Westen zu wandern. In dieser Zeit siedelte sich der slawische Stamm der Sorben im Spreewald an. Ihre Kultur ist bis heute für die Region prägend. Viele Ortsschilder sind im Spreewald zweisprachig ausgeführt, in Deutsch und in Sorbisch. Typisch für die Sorben sind ihre bunten Trachten mit den großen Hauben, welche allerdings vornehmlich zu festlichen Anlässen, zu Osten, zu Weihnachten und insbesondere zu Hochzeiten getragen werden.
Die Gesellschaft des Spreewaldes war lange Zeit bäuerlich geprägt. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich hier aber auch ein Tourismusgewerbe herauszubilden. Erheblichen Aufschwung erhielt der Spreewald als Reiseziel durch die Schilderungen des berühmten Reiseschriftstellers Theodor Fontane, der hier erstmals 1859 Urlaub machte und von der Schönheit der Region und ihrer Natur begeistert war. Seit den 1880er Jahren begannen die Einwohner des Spreewaldes, gezielt Touristen aus dem nahen Berlin anzulocken. Der Bau einer Eisenbahnverbindung hatte jetzt die Reise relativ schnell und unkompliziert gemacht.
Einem Hotelbesitzer gelang es sogar, hier um die Jahrhundertwende eine Künstlerkolonie zu etablieren. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählte die Region schon mehrere hunderttausend Besucher jährlich. Heute besuchen jedes Jahr mehrere Millionen Touristen den Spreewald. War der Spreewald lange Zeit nur ein Geheimtipp für deutsche Urlauber, haben in den letzten Jahren auch Besucher aus den europäischen Nachbarländern die Schönheit der Region entdeckt.
Für diese Aktivitäten ist der Spreewald berühmt
Der Spreewald ist vom Wasser und von seinen vielen Wasserwegen geprägt. Mancherorts ersetzen diese noch bis heute die Straßen. Aus diesem Grund ist der Spreewald eine besonders ruhige und naturbelassene Region. Kraftverkehr gibt es hier mancherorts gar nicht. Der Kahn ist das bevorzugte Fortbewegungsmittel. Mancherorts wird sogar die Post mit dem Kahn ausgetragen. Dies ist vor allem in Lübbenau der Fall, wo die Deutsche Post eigens Postkähne für diesen Zweck benutzt.
Eine Kahnfahrt gehört daher auch zum absoluten Pflichtprogramm für jeden Urlauber im Spreewald. Die Kahnfahrten werden von verschiedenen Veranstaltern organisiert. Sie können unter anderem in den Orten Lübbenau, Lübben, Schlepzig, Straupitz, Burg, Lehde, Raddusch und Neu Zauche in Anspruch genommen werden.
Die hölzernen Kähne bieten meist Platz für ein bis zwei Dutzend Fahrgäste. In gemächlichem Tempo geht es damit durch die verzweigten Kanäle der Ortschaften, vorbei an den Häusern und Gärten der Bewohner. Der Name des Spreewaldes kommt nicht von ungefährt, denn die Kanäle werden von großen und alten Bäumen gesäumt, deren Zweige bis an die Wasseroberfläche herab reichen. Der Kahnführer, der den Kahn in ausdauernden Zügen mit einem Stock durch die Kanäle manövriert, unterhält die Gäste dabei mit allerlei Anekdoten und Informationen zu den historischen Hintergründen der Landschaft.
Wer unabhängiger unterwegs sein möchte, der kann sich auch bei den zahlreichen Verleihstellen ein Kanu zum Paddeln ausleihen und auf eigene Faust den Spreewald erkunden.
Kulinarische Höhepunkte des Spreewaldes
Bekannt ist der Spreewald vor allem für seine eingelegten Gurken. Jeder dürfte schon einmal sogenannte Spreewaldgurken im Supermarkt gesehen und sicher auch gegessen haben. Aber nur wer tatsächlich den Spreewald besucht, kann hier die Spreewaldgurken frisch aus dem Fass verspeisen. Diesen kulinarischen Höhepunkt sollte sich der Reisende im Spreewald nicht entgehen lassen. Egal ob als klassische saure Gurken oder Senfgurken, ein Gurkenteller gehört bei den meisten Gaststuben im Spreewald zu den Vorspeisen und Beilagen einfach dazu.
Bei einer Region, die derartig vom Wasser geprägt ist, gehört natürlich auch Fisch auf den Teller. Ein typisches Gericht ist der saure Hering mit Gurken und Pellkartoffeln, wobei Heringen eigentlich gar nicht im Spreewald vorkommen. Ein regionaler Fisch ist dagegen der Hecht, den es hier auch in zahlreichen Varianten zubereitet gibt. Üblich ist zum Beispiel die Variante mit Meerrettich oder mit der regionalen Spreewaldsoße, welche mit Bier und Kräutern gekocht wird. Ebenfalls zu den Fischdelikatessen des Spreewaldes zählt in Butter gebratener Aal.
Zum Nachtisch kann man sich ein paar Spreewälder Hefeplinsen bestellen, welche ein Gebäck nach Art eines Eierkuchens darstellen und mit Zucker bestreut werden.
Diese Orte sind die schönsten im Spreewald
Lübbenau
Mit seinem markanten Stadttor gilt Lübbenau als das sogenannte Tor zum Spreewald. Außerdem befindet sich hier der große Spreewaldhafen. Dieser ist ein zentraler Punkt des ausgedehnten Gewässersystems.
Zwar ist er für Spreewaldverhältnisse gewiss ein großer Anlaufpunkt, insgesamt ist der Hafen aber recht beschaulich. Lübbenau ist somit ein wichtiges Tourismuszentrum des Spreewaldes. Am großen Spreewaldhafen befinden sich weiterhin Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten für regionale Produkte. Für eine längere Reise durch den Spreewald ist Lübbenau daher die erste Adresse.
Lübben
Die Stadt Lübben befindet sich genau im Zentrum des Spreewaldes, an der Verbindungsstelle zwischen dem Ober- und dem Unterspreewald. Lübben ist daher ein idealer Startpunkt für eine Kahnfahrt. Sehenswert ist aber auch die Innenstadt mit ihren historischen Bauten, die teilweise über 850 Jahre alt sind.
Ein Anziehungspunkt ist die Schlossinsel mit dem Schloss Lübben. Dieser beherbergt einen eindrucksvollen Wappensaal. Er wurde um 1900 geschaffen und enthält 115 Wappen deutscher Städte, Ritter- und Adelshäuser aus dem ehemaligen Kaiserreich. Weiterhin befindet sich im Schloss das Lübbener Stadt- und Regionalmuseum mit einem besonderen Augenmerk auf der sorbischen Kultur.
Lehde
Dieses kleine Dorf mit 130 Bewohnern, welches eigentlich ein Stadtteil von Lübbenau ist, stellt von seiner Atmosphäre wohl den Inbegriff des Spreewald-Lebensgefühls dar. Hier kann der Spreewald-Reisende die ursprüngliche Siedlungsstruktur erleben. Dies geschieht natürlich am besten auf einer Kahnfahrt, denn Straßen und motorisierten Verkehr wird man hier vergeblich suchen.
Theodor Fontane verdankt der kleine Ort seine Bezeichnung als ein urtümliches Venedig Brandenburgs. Ein Tipp ist weiterhin der Besuch des Freilandmuseums, wo am Beispiel von alten Bauernhöfen Einblicke in das Leben im Spreewald vor 150 Jahren gegeben werden.
Vetschau
Die Kleinstadt Vetschau am südlichen Rand des Spreewaldes war zu DDR-Zeiten bekannt für ihr großen Braunkohlekraftwerk. Dementsprechend gab es hier viel Umweltverschmutzung. Seit dessen Stillegung hat sich die Natur aber hervorragend erholt, sodass Vetschau heute wieder ein beliebter Anlaufpunkt für Touristen ist. Schön anzuschauen ist das heute vollständig restaurierte Renaissance-Schloss, welches die Stadtverwaltung beherbergt.
Die Fachwerkhäuser in der Schlosstraße sind ein markantes Beispiel regionaler Baukunst. Für geschichtlich interessierte bietet sich ein Abstecher zur Slawenburg im Ortsteil Raddusch an. Diese ist allerdings kein Original, sondern ein detailgetreuer Nachbau.
Dies sollte man im Spreewald nicht tun
Der Spreewald ist eine naturbelassene Region und in weiten Teilen ein Naturschutzgebiet. Daher sollten einige Regeln bei einem Besuch des Spreewaldes beachtet werden. Es versteht sich von selbst, dass die Spreekanäle kein Ort der Müllentsorgung sind. Auch das Zelten ist an den meisten Stellen nicht erlaubt.
Es stehen allerdings für Camping-Urlauber einige ausgewiesene Plätze zur Verfügung. Bei Wanderungen und Fahrten durch die Kanäle sind Tiere und Pflanzen zu schonen. Der Spreewald ist die Heimat einiger seltener Tierarten, darunter der Eisvogel und der Fischotter, deren Lebensraum nicht beeinträchtigt werden darf. Dafür werden die Besucher dann auch mit etwas Glück mit dem Anblick dieser seltenen Spreewaldbewohner belohnt.