Der Rheinsteig – Fernwanderweg am Rhein
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Der Rheinsteig – Fernwanderweg am Rhein

Kurvenreich windet sich der Rhein durchs Tal, vorbei an Spalier stehenden Rebhängen und an dichten Eichenwäldern, malerischen Städtchen und stolzen Burgen: Wer auf dem Rheinsteig zwischen Wiesbaden und Bonn unterwegs ist, erlebt eine von Deutschlands schönsten Seiten – und taucht ebenso tief wie sanft ein in die Kultur längst vergangener Jahrhunderte.

Gesamtdistanz BergaufBergabSchwierigkeitsgrad
323km9060m9130mleicht

Der Traumpfad

Schelmisch wird der Rheinsteig auch “Grand Canyon der Deutschen” genannt, der am besten mit dem Rucksack auf dem Rücken über Berg und Tal erwandert wird. Einige Tage dort sein, wo sich der Uralte unter den Flüssen über Jahrmillionen durch das Schiefergebirge gefräst hat und nun zu einem besonders viel besungenen Sehnsuchtsort wurde, nachdem vor mehr als zwei Jahrhunderten erste Passagierdampfer Touristen ins Rheintal gebracht hatten.

Das war dem Vernehmen nach “mühselig und am Ende der Kraft”, wie von Chronisten sehr prosaisch über die Leistungen des damals flussabwärts schippernden Dampfschiffs “Prinz von Oranien” berichteten. Empfehlenswert ist es allerdings, den Rhein nicht vom Boot aus zu erleben, sondern per pedes in den Wanderschuhen.

Der Weg der Rheinsteig-Alpinisten

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Steigt nach oben – denn nur so kann des Rheins wahre Pracht erkannt werden! Genau dann lassen es sich alle wohl ergehen und genießen den Rheinsteig zwischen Wiesbaden und Bonn, über 320 hervorragend ausgeschilderte Kilometer lang. Der Rheinsteig lässt dabei kein Kerbtal aus. Es geht also immer hoch und runter und so können engagierte Wandersleute durchaus “Strecke machen”, weshalb die Rheinländer in gewohnt heiterer Übertreibung von ihrem Steig mit “alpinem Charakter” schwärmen.

Mag die Zugspitze des Wettersteingebirges auch weitaus höher sein, mit seinen 321 Metern Höhe hat es der Drachenfels zu Deutschlands meistbestiegenem Berg gebracht. Den Drachenfels muss man sich ergo gönnen und ebenso alle anderen Sightseeing-Sensationen am Wegesrand, die immer mit großen Erklärtafeln präsentiert werden.

Durch sonnige Weinberge

Sehr entspannend wird das Wandern auf den schönen Wegen durch die Weinberge des Rheingau, wo die Winzer in einem Kästchen und mit viel Vertrauen auf die ehrlichen Wandersmänner und -frauen einen kleinen Riesling für ebenfalls kleines Geld zum Mitnehmen bereitstellen.
“Wein to go” also und so wandert mancher Gast ganz glückstrunken mit einem gut gefüllten Becher durch Haine alter Traubeneichen und bemooste Zauberwälder. So lässt sich das liebliche Leben gut angehen.

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Als kurz nach der Jahrtausendwende diese Wege einerseits doch recht überlaufen waren und andererseits zum Weltkulturerbe befördert worden waren, wurden die verschiedenen Etappen des Rheinsteigs erst einmal durchgehend markiert. Die Anzahl der Hotel- und Pensionsbetten wurde durch Privatinitiativen gut aufgestockt, sodass es heute lediglich an Zimmern mangeln könnte, wenn mal wieder ein Festival auf der Loreley ist und Tausende nach Plätzen für die Nacht suchen.

Die zauberhafte Loreley

Nie wurde ein Felsen so beschrieben! Nie beseelter als in dem Heinrich-Heine-Gedicht von der zauberhaften Traum-Frau, die allen Männern mit ihrer Lockenpracht den Kopf verdreht, dabei ihr strahlend goldenes Haar kämmt und betörende Lieder singt. So beschreiben internationale Reiseführer den Loreley-Felsen als “Germany’s most dramatic landscape”.

Loreley Felsen am Rhein
Loreley Felsen am Rhein

Abgesehen von dem Zauber und der Dramatik des Felsens bedeutet der Rheinsteig als Ganzes all das, was den Aborigines die mythischen “Songlines” sind: Eine Art Traumpfad für die Seele – und wem der Weg phasenweise beschwerlich erscheint, fährt halt eine Etappe mit einem Schiff oder der Bahn.


Aber nur eine Etappe! Dann treibt die Wanderlust wieder rauf zum Steig. Leicht fällt es, unterwegs freundliche Wanderer kennenzulernen: Internationale Gäste, Nord- wie Süd- und Ostdeutsche und Menschen aus Mainz, zu denen solche gehören, die eigentlich Fernreisen machen und Vater Rhein nun als Neuentdeckung in Sachen Binnenexotik bewundern.

Rheinblick

Entschleunigung greift um sich und viele denken sich: Werde wie Vater Rhein und nimm Dir Zeit für diese Landschaft “wie aus einem Dichtertraum”, wie Heinrich von Kleist früher befand.
Am Rheinsteig ist es sehr leicht, in die Geschichte einzutauchen, von der Zeit der alten Römer bis hinein in die Gründungsjahre der Bundesrepublik.

Blick über den Rhein auf Burg Pfalzgrafenstein und Burg Gutenfels
Blick über den Rhein auf Burg Pfalzgrafenstein und Burg Gutenfels

Gastronomische Charmeoffensiven und andere Grenzen

Hier gibt es noch Toast Hawaii auf der Karte, beim Bäcker eine Mittagspause, katholische Büchereien und in kleinen Pensionen Fremdenzimmer. Früher hatte das Rheintal schon sehr viel rieslingtrunke, taumelnde Unterhaltung angeboten.

Obwohl reisende Kegelklubs und feiernde Junggesellenabschiede heutzutage keinesfalls abgeschafft wurden, setzt man am Rheinsteig nun längst auf den sanften Tourismus. So setzen junge Gastronomen in Charmeoffensiven auf eine aufgefrischte regionale Küche. Andere vertrauen dagegen eher auf quasi durchglobalisierte Speisekarten mit Fleisch vom Känguru nebst Saumagen aus dem Pfälzischen oder Schnitzel und so…


Der Rhein war immer schon eine Grenze, nicht nur des Geschmacks. Vielmehr war er auch die Grenze zwischen Germanien und Gallien, zwischen Frankreich und Deutschland, zwischen Furt und Festung. Nirgendwo anders künden mehr Burgen von uralten Zeiten und es ist schwer, Empfehlungen herauszupicken: Vielleicht ist die Burg Liebenstein besonders erwähnenswert, die höchstgelegene Burg am Mittelrhein. Hier gibt es den begehbaren Felsblock aus Schiefer mit dem grandiosen Sahne-Ausblick.

Wann Rheinsteig-Alpinisten leise lächeln

So geht es dann dahin auf steilen Wegen zwischen alten Burgen. Manchmal sind die Wege an Hängen wegen Steinschlags gesperrt und manchmal wegen Wildschweinen. Der Schiefer speichert die Wärme gut, das ist hervorragend für alle Besucherinnen und Besucher und für den Rhein-Wein.


Wen wundert es also, dass die beiden Großen der sogenannten “Rheinischen Republik”, Konrad Adenauer und Willy Brandt, sich in dieser wunderschönen Region ein Zuhause schufen? Ihre Häuser sind nun Museen im traditionellen Bad Honnefer Weinort Rhöndorf wie im mittelrheinischen Unkel, wo sich der geschichtsträchtige Weg so allmählich über den Petersberg, einst Gästehügel der Bundesregierung, in Richtung Bonn verabschiedet.
Vom Rheinsteig sollen Wanderer kommen, die auf den Verweis auf “leider” 58 Stufen hinauf zu Adenauers Wohnhaus milde lächelnd reagieren. Das sind die rheinischen Alpinisten.

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